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Die Einsamsten zu wenig erreicht

Zivilgesellschaftliche Hilfe hat in der Corona-Pandemie gerade jene Menschen nicht oder nicht ausreichend erreicht, denen ein unterstützendes soziales Umfeld fehlt. Das zeigt eine Studie von Gesine Höltmann, Swen Hutter (beide WZB) und Jule Specht (Humboldt-Universität zu Berlin). Darin haben die Forschenden untersucht,  welche Rolle das soziale Kapital von Hilfebedürftigen dafür spielte, welche Unterstützung sie erhielten.

Für ihre Studie haben die Forschenden im Oktober 2020 rund 3.300 Menschen befragt. Die Teilnehmer*innen wurden gebeten anzugeben, von welchen Gruppen sie seit Beginn der Pandemie Hilfe erhalten hatten: Von Freund*innen, Familie und Bekannten, von Nachbarn oder von zivilgesellschaftlichen Initiativen. Des Weiteren wurden sie befragt, ob sie mehr Hilfe von Anderen benötigt hätten sowie nach ihrem sozialen Kapital: der Größe ihres unterstützenden sozialen Netzwerkes, dem sozialen Vertrauen, das sie Anderen gegenüber empfinden, sowie nach ihrer Mitgliedschaft in zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Menschen mit höherem sozialem Kapital insgesamt mehr Hilfe in der Pandemie erreicht hat. Es überschnitten sich die verschiedenen Hilfsangebote. Wer schon von Freunden und Familie unterstützt wurde, erhielt auch eher Hilfe von Nachbarn und aus der Zivilgesellschaft. Die Stärke des persönlichen Netzwerkes war demnach ausschlaggebend dafür, im Lockdown auch Hilfe außerhalb dieses Netzwerkes zu erhalten. Weniger sozial vernetzte Personen hingegen wurden auch von der Zivilgesellschaft schlechter erreicht.

Dieser Effekt wurde dadurch verstärkt, dass die zivilgesellschaftliche Hilfe von den Befragten am ehesten als nicht ausreichend empfunden wurde. Gründe hierfür könnten sein: Die Einschränkungen durch die Pandemie haben diese Hilfe erschwert und bei den auf die Unterstützung der Zivilgesellschaft angewiesenen Menschen gab es einen erhöhten Bedarf.

Insgesamt zeigt die Studie, dass in der ersten Phase der Pandemie Hilfe vor allem aus dem persönlichen Netzwerk kam. Zivilgesellschaftliche Akteur*innen konnten diese Unterstützung nur ergänzen, ihren Mangel bei sozial isolierten Menschen jedoch nicht aufwiegen. 

Die Studie reiht sich in eine Vielzahl von Untersuchungen ein, die zeigen, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie ohnehin schon benachteiligte Menschen ungleich härter trafen.

25.4.23, MSt