Mitbestimmen bringt viele Vorteile

Mitbestimmung von Arbeitnehmer*innen macht Unternehmen demokratischer, wirtschaftlicher und nachhaltiger – und außerdem ökonomisch leistungsfähiger. Das zeigen 10 Jahre Forschung mit dem am WZB entwickelten Mitbestimmungsindex, die jetzt in einer Broschüre zugänglich werden.

Im Jahr 2015 wurde am WZB ein Projekt gestartet mit der Leitfrage: Was leistet die Unternehmensmitbestimmung? Denn bis dato gab es zu der Frage zwar eine wissenschaftliche Debatte, die allerdings weniger umfänglich und aufschlussreich war als die Debatte über die betriebliche Mitbestimmung von Arbeitnehmer*innen. Die größte Herausforderung war es, die Mitbestimmung zu messen. Viele Studien haben sie zwar mit einbezogen, dabei aber nur geprüft, ob Mitbestimmung gegeben ist oder nicht. Die reale Verankerung in den Unternehmen ist jedoch vielfältiger. Für die Forscher Sigurt Vitols und Robert Scholz Grund genug, zusammen mit Praktiker*innen und anderen Wissenschaftler*innen einen Index zu entwickeln. Mit dem Mitbestimmungsindex (MB-ix) kann anhand von sechs Komponenten und darunter liegenden Variablen die strukturelle Verankerung der Mitbestimmung von Arbeitnehmervertretungen im Aufsichtsrat gemessen werden.

Mehrere Projekte auf Basis des Mitbestimmungsindex folgten am WZB; sie wurden von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Der Index wurde in thematischen Modulen mit unterschiedlichen Größen in Zusammenhang gebracht, unter anderem mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, der strategischen Ausrichtung der Unternehmen, dem Investitionsverhalten, der beruflichen Ausbildung oder mit Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mitbestimmung im Aufsichtsrat die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit steigert, die Unternehmen eher dazu bringt eine Diversifikationsstrategie statt einer Kostenstrategie zu verfolgen. Außerdem sind die Investitionsquoten in den mitbestimmten Unternehmen höher, so dass Gewinne nicht nur an die Anteilseigner*innen ausgeschüttet, sondern reinvestiert werden. Die Analysen haben darüber hinaus gezeigt, dass in mitbestimmten Unternehmen mehr für die Ausbildung getan wird und dass sie gemessen über sog. ESG-Scores auch nachhaltiger aufgestellt sind.

Eine Broschüre fasst diese und weitere Ergebnisse aus zehn Jahren Forschung nun zusammen. Sie zeigen insgesamt, dass die Mitbestimmung die Unternehmen demokratischer, wirtschaftlicher und nachhaltiger macht, was für Stabilität und Erwartungssicherheit sorgt.

Das Design der Broschüre stammt von der Gestalterin Katarina Lüth. Es geht auf das Visual Society Program zurück, eine Kooperation von Wissenschaftler*innen des WZB mit Studierenden an der Universität der Künste. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es wissenschaftliche Ergebnisse in möglichst einfacher Weise zu vermitteln und nachvollziehbar zu machen.

Das Projekt zum Mitbestimmungsindex (MB-ix) ist am WZB formell nun beendet, allerdings bleiben das WZB und die Hans-Böckler-Stiftung beim Thema Unternehmensmitbestimmung verbunden. Sigurt Vitols wird am WZB weiter zum Thema forschen und Robert Scholz arbeitet als Experte im Bereich „Datenanalyse und Research“ im Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung.  

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Katarina Lüth/WZB

14.5.25/RS7kes