Politik und Grammatik
Oft wird angenommen, dass populistische Parteien und Akteure eine einfachere Sprache benutzen. Stimmt das? Gibt es einen Grenzwert, ab dem Sprache zu einfach oder aber zu komplex wird und damit der Kommunikation mehr schadet als nützt? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat Rebecca Kittel mehr als 130.000 Reden analysiert, die zwischen 1991 und 2021 im Deutschen Bundestag gehalten wurden.
Die Vermutung, dass populistische Parteien und Akteure einfacher sprechen, liegt nahe – bieten sie doch die einfachsten Analysen und Lösungsvorschläge an. Doch diese Vermutung lässt sich in der parlamentarischen Realität nicht belegen. Rebecca Kittel beurteilte die Reden anhand eines Lesbarkeitsindex (dieses Tool stammt ursprünglich aus der Bildungsforschung und wird für die Einstufung von Schultexten verwendet). Gezählt werden die Länge von Wörtern und die Länge von Sätzen. Für die erste Legislaturperiode, in der die AfD im Bundestag vertreten war, also die Jahre 2017 bis 2021, ergibt sich ein überraschendes Bild: Die Sprache der AfD-Abgeordneten ist am komplexesten, gefolgt von denen der CDU. Am einfachsten sprechen in diesem Zeitraum die Abgeordneten der Grünen, in der Mitte liegen SPD, FDP und Linke.
Anders sieht das Bild allerdings aus, wenn es um die Sozialen Medien geht – dort präsentieren sich populistische Politiker*innen durchaus mit einfacherer Sprache. Der genaue Blick auf das Kommunikationsverhalten der Gewählten lohnt sich. In ihrem Beitrag für die WZB-Mitteilungen, dem eine längere Studie zugrunde liegt, stellt Rebecca Kittel wichtige Fragen: Wie wirkt welches Sprachniveau auf Wählerinnen und Wähler? Wie verändert sich die politische Kommunikation über die Jahre? Kann Sprache auch zu einfach sein? Der Text präsentiert neue Einblicke in die Funktionsweise demokratischer Repräsentation.
2.5.25/GaK