Strategien der Zivilgesellschaft

Was gegen die extreme Rechte hilft

Ein Berliner Co-Working-Space öffnete Ende November 2024 seine Türen für einen Workshop, bei dem mehr als 20 Organisationen aus der deutschen Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammenkamen, um effektive Strategien gegen die extreme Rechte zu entwickeln. Forschende des WZB und Vertreter*innen von NGOs, Sportvereinen und Kirchen tauschten sich über sensibilisierende Maßnahmen, klare Positionierungen und innovative Ansätze zur Vernetzung aus. Ziel dieser Initiative ist es, ein starkes, vielfältiges Bündnis zu schaffen, das nicht nur gegen Rechtsextremismus auftritt, sondern auch die demokratische Zivilgesellschaft nachhaltig stärkt.

Einen ganzen Tag lang widmeten sich Forschende aus dem Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung und Vertreter der Zivilgesellschaft den Strategien gegen Rechtsaußen und der Vernetzung von Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Mehr als 20 Organisationen aus der deutschen Zivilgesellschaft – Sportvereine, NGOs, Kirchenvertretungen bis zu Gewerkschaften – kamen am 21. November 2024 zum Workshop in einem Weddinger Co-Working-Space zusammen. Eingeladen zu diesem besonderen Treffen hatten die WZB-Wissenschaftler*innen Christin Jänicke, Teresa Völker und Jonas Gunzelmann.

Magdeburg, Wiesbaden, Berlin: Teilnehmende aus ganz Deutschland von Amnesty Deutschland über die Naturschutzjugend bis zum Deutschen Schützenbund trafen sich, um miteinander ins Gespräch zu kommen und mit neuen Allianzen und Impulsen die demokratische Zivilgesellschaft zu stärken. In parallelen Fokusgruppen diskutierten sie über Themen und Fragestellungen im Umgang mit Rechtsaußen.

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Eine Gruppe von Workshop-Teilnehmenden diskutieren an einem Tisch
Lena Gatscha

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten die Notwendigkeit, das Bewusstsein für Rechtsextremismus zu schärfen und sich über Strategien auszutauschen. Einige Teilnehmende unterstrichen, dass die extremen Rechten mittlerweile sehr gut vernetzt sind, besonders über Social Media. Andere wiesen auf die sehr unterschiedlichen Formen des gegenwärtigen Rechtsextremismus hin. In allen Bereichen der Zivilgesellschaft sei es wichtig, klare Kante gegen Rechtsaußen zu zeigen und immer wieder aufs Neue streitbar zu sein.

Strategien und ein Ausblick, der Mut macht 

Vier Strategien wurden im Workshop diskutiert: 1. Sensibilisieren (extrem rechte Ideologien verstehen und rassistische Weltbilder hinterfragen), 2. Verbünden (breite Allianzen und Bündnisse zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen bilden), 3. Positionieren (klare Grenzen ziehen gegen die extreme Rechte) und 4. Aktiv werden (z. B. durch Protest).

Dabei wurden konkrete Maßnahmen formuliert: In Organisationen sollten eindeutige Abgrenzungen im Umgang mit der extremen Rechten vorgenommen werden, beispielsweise durch die Bildung eines Mitgliederausschusses, durch Satzungsänderungen oder deutliche Stellungnahmen. Wichtig sei es auch, rhetorische Schlagfertigkeit zu entwickeln. Der juristische Rahmen gilt ebenfalls als zentral, beispielsweise seien bei vereinsschädigendem Verhalten Maßnahmen wie Sanktionierung durch Zeitsperre, Lizenzentzug, Fortbildung oder Werteverpflichtung durchzusetzen. Eine klare gemeinsame Zielsetzung helfe gegen rechtsextreme Einstellungen, gerade im ländlichen Raum.

Zum Abschluss gaben die zivilgesellschaftlichen Akteur*innen einen Ausblick, der Mut macht: Es gibt viele aktive Menschen, die sich gegen Rechtsaußen engagieren. Auch die Rolle von Zivilcourage, deren Grundstein in Kitas, Schulen und Vereinen gelegt wird, betonten sie. Mit Blick auf die deutsche Geschichte und die Erfahrungen des Nationalsozialismus sei es besonders wichtig, belastbare, dauerhafte Bündnisse zu schließen und Veranstaltungen – auch Sportevents – für die Stärkung der Demokratie zu nutzen. Treffen wie diese tragen zudem dazu bei, sich zu vergewissern, wie breit die Zivilgesellschaft gegen Rechtsextremismus aufgestellt ist. Als konstruktive Kritik wurde mehr Diversität unter den Diskursteilnehmenden gefordert: Die Perspektiven aus der migrantisch geprägten Zivilgesellschaft sollten künftig stärker berücksichtigt werden.

Der Workshop wurde von den Freunden und Freundinnen des WZB gefördert. Er entstand im Rahmen der WZB-Reihe „WZB wirkt“.

14.01.2025, LG/kes

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Diskussionsteilnehmende im Plenum
Lena Gatscha