Wohlbefinden im Homeoffice
Seit der massiven Ausweitung der Arbeit im Homeoffice während der COVID-19-Pandemie sind die damit verbundenen Vorteile und Risiken für die Arbeitnehmer*innen viel diskutiert worden. Doch die ungewöhnlichen Umstände machen es schwierig, Schlussfolgerungen aus dieser Erfahrung zu ziehen. Die WZB-Mitarbeiterinnen Erin Kelly (MIT), Duanyi Yang (Cornell University), Laura D. Kubzansky und Lisa Berkman (beide Harvard University) haben untersucht, wie sich das Homeoffice in normaleren Zeiten auf das psychische Wohlbefinden von Arbeitnehmer*innen auswirkt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen unterschiedlich, aber im Allgemeinen für Frauen schlechter ausfallen.
Auf der Grundlage von Mitte der 2010er Jahre unter deutschen Arbeitnehmer*innen erhobenen Umfragedaten zeichnet ihre Studie ein gemischtes Bild: Die Autor*innen unterscheiden zwischen Arbeit von zu Hause während der regulären Arbeitszeit ("Ersatz-Homeoffice") und außerhalb der regulären Arbeitszeit ("Ausweitungs-Homeoffice") und stellen fest, dass die erste Kategorie mehr Vorteile und die zweite Kategorie mehr Risiken für die Arbeitnehmer*innen bietet. Diese Risiken werden vor allem von Frauen getragen.
Auswirkungen der verschiedenen Arten von Homeoffice
Arbeitnehmer*innen im Ersatz-Homeoffice berichten über ein deutlich höheres psychisches Wohlbefinden und eine höhere Arbeitszufriedenheit als Arbeitnehmer*innen an einem herkömmlichen Arbeitsplatz. Im Gegensatz dazu zeigen Arbeitnehmer*innen im Ausweitungs-Homeoffice ein geringeres Wohlbefinden als Arbeitnehmer*innen, die nicht von zu Hause aus arbeiten, und ihre Arbeitszufriedenheit verbessert sich nicht. Sie zeigen auch erhöhte Absichten, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, was darauf hindeutet, dass diese Art von Arbeit sowohl für Arbeitgeber*innen als auch für Arbeitnehmer*innen mit höheren Risiken verbunden ist. Homeoffice außerhalb der regulären Arbeitszeiten geht außerdem mit größeren Konflikten zwischen Arbeit und Familienleben einher.
Geschlechtsspezifische Auswirkungen von Homeoffice
Frauen sind von diesen negativen Auswirkungen stärker betroffen. Zum einen geht Ausweitungs-Homeoffice bei Frauen mit einem höheren Maß an Konflikten zwischen Beruf und Familie einher als bei Männern. Und während Frauen im Ersatz-Homeoffice eine ähnliche, wenn auch geringere, Auswirkung auf das Familienleben vermelden, ist dies bei Männern nicht der Fall. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen mehr Zeit als Männer damit verbringen, Lohn- und Betreuungsarbeit im Zuhause unter einen Hut zu bekommen. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass das psychische Wohlbefinden von Frauen durch Ausweitungs-Homeoffice deutlich stärker beeinträchtigt wird als das von Männern.
Bessere Arbeit von zu Hause
Die Studie zeigt: Ob die Arbeit von zu Hause positive Auswirkungen für die Arbeitnehmer*innen hat, hängt von den Bedingungen ab, unter denen diese Arbeit stattfindet. Die Autor*innen legen zum Beispiel nahe, dass neue Arbeitsstandards, wie das "Recht auf Abschalten" und die Festlegung regelmäßiger Arbeitszeiten auch außerhalb des Büros, den schädlichen Auswirkungen des Ausweitungs-Homeoffice entgegenwirken könnten. Sie kommen zu dem Schluss, dass ein Augenmerk auf die organisatorischen Praktiken der Arbeit im Homeoffice dazu beitragen kann, bessere und gerechtere Ergebnisse für Arbeitnehmer*innen zu erzielen.
4/4/2024 MSt