Quantifizierung und gesellschaftliche Regulierung – Projekt am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft
Das am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft angesiedelte Projekt "Quantifizierung und gesellschaftliche Regulierung" (Teil der WZB-Forschungsgruppe "Politik der Digitalisierung") untersucht, ob – und wenn ja, wie – sich Regulierung durch den Einsatz zeitgenössischer automatisierter Informations- und Entscheidungssysteme verändert. Mit "ubiquitous computing", Big Data und Künstlicher Intelligenz (KI) gehen neue Praktiken der Quantifizierung und Bewertung einher, deren Rolle in Regulierungsprozessen ebenso wie ihre demokratischen Implikationen weiterer Untersuchung bedürfen. Um diese Forschungslücke zu schließen, verknüpft die Forschungsgruppe sozialwissenschaftliche und informatische Perspektiven miteinander.
Regulierung als Merkmal moderner Gesellschaften
Regulierung bezeichnet das absichtsvolle Lenken des Verhaltens von individuellen und korporativen Akteuren durch staatliche und nichtstaatliche Organisationen und ist ein wesentliches Merkmal moderner Gesellschaften. Regulierungsformen verändern sich mit den zugrunde liegenden Verfahren und Technologien: Wie früher die Entwicklung von Statistik und Buchführung, so werfen gegenwärtig Big Data und Künstliche Intelligenz Fragen nach dem Wandel von Regulierung auf.
Einfluss moderner Computertechnologie auf Regulierungsprozesse
Zunehmend durchdringen digitale Technologien alle Ebenen moderner Gesellschaften. Die individuelle Lebensführung ist in wachsendem Maße von Online-Umgebungen und digitalen Geräten geprägt. Gleichzeitig setzen staatliche, politische und wirtschaftliche Organisationen verstärkt algorithmische Verfahren und KI ein, um ihre Arbeitsprozesse zu optimieren. Moderne Computertechnologie scheint Regulierung umfassender, maßgeschneiderter und effektiver zu machen.
Analyse konkreter Anwendungsfälle
Allerdings können nur empirische Untersuchungen zeigen, wie genau automatisierte Informations- und Entscheidungssysteme in bestimmten institutionellen Kontexten wirken und in welchem Wechselverhältnis sie mit Organisationsstrukturen, Machtverhältnissen und professionsspezifischen Normen und Identitäten stehen. Daher analysieren wir konkrete Anwendungsfälle von Quantifizierung und Datafizierung in der Regulierung. Dazu gehören Big Data und KI in der polizeilichen Arbeit, der Sozialpolitik, der Rechtsprechung, der Policy-Gestaltung, der Entwicklung politischer Strategien, den Sozialwissenschaften und dem Arbeitsmanagement.
Die Forschungsgruppe besteht aus Forscher*innen aus Politikwissenschaft, Soziologie und Informatik und positioniert sich in der Governance- und Regulierungsforschung, der Policy-Forschung, den Soziologien der Klassifizierung, Quantifizierung und Bewertung, den Science and Technology Studies, der Kritischen Informatik und den Critical Algorithm Studies.
Website: https://weizenbaum-institut.de/forschung/fg18/
Ansprechpartner: Dr. Lena Ulbricht