"Politik des Digitalen" – die Entstehung des Politikfelds Internet in Deutschland
Zwischen 2015 und 2018 untersuchte die Forschungsgruppe die Emergenz der Politik des Digitalen in Deutschland als Entstehung eines neuen "Politikfeldes Internet". Unter "Politik des Digitalen" rubrizieren wir das Setzen politischer Rahmenbedingungen im Kontext der digitalen Transformation wie die Umbauten, die dieser Prozess für etablierte Politikbereiche wie die Wirtschafts-, Sicherheits- oder Kulturpolitik auslöste. Die Politik des Digitalen hat ihren Anfang in der Telekommunikationspolitik der 1980er Jahre und reicht über die Internet- und Netzpolitik der 2000er Jahre bis hin zur heutigen Digitalpolitik.
Basierend auf Interviews mit Zeitzeugen und umfangreichen Dokumentanalysen zeichnete die Forschungsgruppe nach, wie in Deutschland Politik, Verbände und Ministerien den Aufbruch in das digitale Zeitalter wahrnahmen und diesen zu prägen versuchten. Um den Einfluss von konkurrierenden Diskursen auf den institutionellen Rahmen des neuen Politikfeldes nachzuvollziehen, wurde seine Formierung als ein anhaltendes Ringen um Deutungen und Ressourcen zwischen Internetaktivisten, Netzpolitikern und der Digitalwirtschaft untersucht. Vergleichbar mit der Geschichte der Umweltpolitik, lässt sich auch die Entwicklung des "Politikfeldes Internet" in Deutschland als eine Geschichte des Kampfes um Prioritäten und die Durchsetzung von Deutungshoheit erzählen, und als einen Kampf um die Idee eines freien, offenen Internets.
Die Ergebnisse der Forschung zum Politikfeld Internet werden derzeit im Rahmen einer Monographie aufbereitet und voraussichtlich Anfang 2020 veröffentlicht. Die Erweiterung des Forschungsprojekts auf andere Länder im Rahmen eines internationalen Vergleichs befindet sich in der Antragsphase.
Ansprechpartnerinnen: Dr. Julia Pohle und Ronja Kniep
Ausgewählte Publikationen
Hofmann, Jeanette/ Kniep, Ronja (2018): "Die Pop-Karriere der deutschen Netzpolitik: Eine Erfolgsgeschichte?". Vortrag bei der re:publica 2018.