Entscheidungsverfahren in Internationalen Organisationen: Die Auswahl und das Design formeller und informeller Entscheidungsregeln in Internationalen Institutionen
Zu Präferenzbildung bei Wahlentscheidungen existieren Unmengen an Literatur für individuelle Wähler während dies für ähnliche Prozesse in Internationalen Organisationen (IOs) nicht gilt, obwohl Staaten immer mehr Entscheidungen an internationale Institutionen delegieren. Wie internationale Entscheidungen getroffen werden und auf welchem Wege Präferenzen von Staaten aggregiert werden, kann entscheidenden Einfluss auf internationale Politik haben. Daher betrachtet dieses Projekt, wie formale Wahlverfahren in IOs ausgewählt werden sowie die verschiedenen Methoden der Präferenzbildung. Warum herrscht beispielsweise bei der Welthandelsorganisation (WTO) Mehrheitsprinzip und jeder Staat hat eine Stimme während bei der Weltbank die Stimmen gewichtet werden, sodass einige Staaten mehr Entscheidungsmacht als andere haben? Zweitens wird in dem Projekt der Einfluss informeller Entscheidungsverfahren und des Konsensprinzips auf internationale Politikergebnisse untersucht. Die genannten Organisationen, WTO und Weltbank, haben beide das Einstimmigkeitsprinzip festgeschrieben: welchen Einfluss hat eine via Konsensprinzip getroffene Entscheidung dann unter gewichtetem Stimmrecht und im Vergleich dazu unter Mehrheitsprinzip? Drittens werden Wahlen in einer IOs teilweise als Entscheidung verstanden, Autorität an einen internationalen „Agenten“ zu delegieren, wobei jedoch der Typus des Wahlverfahrens (Einstimmigkeit, Mehrheitsprinzip etc.) das Verhältnis zwischen dem kollektiven „Prinzipal“, den Staaten, und dem „Agenten“, den internationalen Bürokraten, beeinflusst. Es ist daher von grundlegender Bedeutung zu verstehen, wie Prinzipale und Agenten die Art der Delegation auffassen. Anders gesagt, glaubt der Agent mehr Autorität zu haben als von den Staaten intendiert und wenn ja, wie beeinflusst dies die internationale Politikgestaltung? Das Projekt untersucht diese Frage durch eine Reihe von empirischen large-N Studien über Entscheidungsverfahren in internationalen Organisationen.