Online Euroskepsis

Abstract

Als Teil des Integrierten Projekts “Rekonstituierung der Demokratie in Europa (RECON)“ möchte die Projektgruppe „Online Euroskepsis“ erforschen, wie und in welchem Ausmaß prominente Internetplattformen in ganz Europa dazu beitragen, eine Debatte über die Europäische Integration zu ermöglichen. Unsere Vorgehensweise besteht dabei darin, zu untersuchen, inwiefern Zeitungs-Websites und häufig besuchte Blogs eine Debatte über Europa darstellen und wie diese Websites funktionieren, um die Partizipation politischer Eliten und Bürger, den Bekanntheitsgrad wichtiger europäischer Themen und die Bildung einer öffentlichen Meinung zu Schlüsselfragen der Europäischen Integration zu fördern bzw. zu verhindern. Zu diesen Themen gehören erstens die Erwünschtheit einer starken und institutionalisierten Kooperation zwischen den europäischen Staaten, zweitens die Art und Weise wie der Prozess der europäischen Integration derzeitig innerhalb der Europäischen Union (EU) institutionalisiert ist und drittens mögliche zukünftige Integrationsschritte in der Form einer weiteren Stärkung der EU-Institutionen, Veränderungen der Entscheidungsprozesse und einer EU-Erweiterung um weitere Mitgliedsstaaten.

In der ersten Phase des Projekts analysieren wir Online-Debatten während der Kampagnen zu den Europaparlamentswahlen 2009. Die zweite Phase des Projekts untersucht anschließend die Online-Berichterstattung über die EU-Krisenpolitik mit Blick auf die Rettung Griechenlands zwischen 2010 und 2012. Für beide Phasen ist unser Forschungsinteresse zweigeteilt. Wir beabsichtigen einerseits die Substanz und die Begründungen der von Journalisten, politischen Eliten und Bürgern in Online-Medien geäußerten Präferenzen zu ergründen. Dies schließt unterschiedliche Kombinationen von Positionen ein, die Akteure zum Thema Europäische Integration und Europäische Union artikulieren, und ihre Rechtfertigungen für dieselben. Andererseits zielt unsere Forschung darauf ab, herauszufinden, wie Online-Plattformen verschiedene Aspekte einer politischen Debatte über so komplexe Themen wie die Europäische Integration erleichtern bzw. verhindern. Hier berufen wir uns auf Forschungsergebnisse über angebliche Veränderungen, die für die Nachrichtenwelt und die Öffentlichkeit durch das Aufkommen des Internets entstehen. Wir beziehen unsere Ergebnisse auf der einen Seite auf die Hoffnungen der Cyber-Optimisten, dass das Internet neue Partizipationsmöglichkeiten eröffnet, indem es Bürgern eine direkte Stimme in der Nachrichtenwelt gibt, und dass es transnationale bzw. kosmopolitische Debatten ermöglicht, indem es Kommunikation über Grenzen hinweg erlaubt. Auf der anderen Seite, beziehen wir unsere Ergebnisse aber auch auf die Befürchtungen der Cyber-Pessimisten, dass das Internet zu einer Fragmentierung des Publikums in kleine Nischengruppen von gleichgesinnten Leuten führt und dass professionelle Standards des Journalismus, wie die Trennung von Fakten und Meinungen, in Online-Debatten verloren gehen.

Main content

Ausgewählte Publikationen

Wzbaktiv
de Wilde, Pieter/Trenz, Hans-Jörg (2012): "Denouncing European Integration. Euroscepticism as Polity Contestation". In: European Journal of Social Theory, Vol. 15, No. 4, S. 537-554. (Vorab online publiziert 14. März 2012)
de Wilde, Pieter/Michailidou, Asimina/Trenz, Hans-Jörg (2013): Contesting Europe. Exploring Euroscepticism in Online Media Coverage. ECPR Monographs. Colchester: ECPR Press, XVIII, 272 S.