Technik, Macht und Herrschaft

Abstract

Die am Weizenbaum-Institut angesiedelte Forschungsgruppe Technik, Macht und Herrschafterforscht den Wandel von Macht- und Herrschaftsbeziehungen in der digitalen Transformation. Sie befasst sich insbesondere mit den Machtpotentialen von Künstlicher Intelligenz (KI) und Plattformen, den gesellschaftlichen Konflikten um diese Technologien und den Möglichkeiten ihrer demokratischen Gestaltung. Empirisch untersucht die Gruppe unter anderem den Umgang von Staaten mit Desinformation (sowie ihre unterschiedlichen politischen Bedeutungen), die Nutzung von KI in der Verwaltung und kritischen Infrastruktur und die staatliche Regulierung von Plattformen und KI.

Mit dem wachsenden Einfluss digitaler Technologien verändern sich die Mechanismen gesellschaftlicher Ordnungsbildung. Die Forschungsgruppe widmet sich zwei Strukturprinzipien, die für den gegenwärtigen soziotechnischen Wandel charakteristisch sind. Im Fokus steht zum einen das organisationale Strukturprinzip der Plattformisierung von Märkten, Kommunikation und Sozialbeziehungen. Erforscht wird zum anderen das epistemische Strukturprinzip der Künstlichen Intelligenz, das heißt die Automatisierung von Wissenserzeugung und Entscheidungsprozessen. Diese beiden Strukturprinzipien verschieben Machtverhältnisse und verändern Herrschaftsformen – sichtbar etwa in der Dominanz globaler Technologiekonzerne und entsprechenden staatlichen Steuerungsversuchen.

Die Arbeit der Forschungsgruppe orientiert sich an zwei Leitfragen:

1. Welche Formen von Macht und Herrschaft werden durch Plattformen und KI-Systeme begünstigt, welche Gestaltungskonflikte entstehen und wie werden digitale Technologien zu Gegenständen staatlicher Regulierung?

2. Wie lassen sich die veränderten Herrschaftsformen demokratisch einhegen und wie können digitale Infrastrukturen so gestaltet werden, dass sie gesellschaftlichen Anforderungen an individuelle und kollektive Autonomie genügen?

Die Forschungsgruppe bearbeitet diese Fragen auf theoretischer und empirischer Ebene und stützt sich besonders auf Ansätze aus den Politik- und Rechtswissenschaften, der Soziologie und der Informatik. Sie geht international vergleichend vor und setzt verschiedene Technologien, Plattformen und nationale oder regionale Regulierungs- und Förderstrategien zueinander in Relation. Das erlaubt es, neue Anstöße für die politische Gestaltung der Digitalisierung zu geben und das gängige Repertoire an Regulierungsansätzen zu erweitern.