Donnerstag, 16. Juni 2016

Das Finanzregime als "vierte Gewalt"

Vortrag von Joseph Vogl, Humboldt-Universität zu Berlin

Die Neuzeit hat nicht nur souveräne Staatsapparate, international operierende Handelskompagnien, einflussreiche Financiers und dezentrale Märkte hervorgebracht. Es hat sich auch ein spezifischer Machttypus formiert, der weder durch politische Strukturen noch durch ökonomische Strategien hinreichend beschreibbar ist. Er konstituiert sich allein über das Ineinanderwirken beider Pole. Von der Integration privater Gläubiger in die Politik frühneuzeitlicher Staaten über die Entstehung von Zentralbanken und öffentlichem Kredit bis hin zum gegenwärtigen "Finanzmarktkapitalismus" lässt sich ein Typus ökonomischen Regierens verfolgen, der sich schließlich gegen die Demokratisierung politischer Macht immunisierte.

Joseph Vogl ist Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft/Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Geschichte und Theorie des Wissens; Geschichte von Gefahr und Gefährlichkeit in der Neuzeit; Diskurs- und Medientheorie sowie Literaturgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts.

Kommentar: Sebastian Botzem, Universität Bremen.

Vortrag im Rahmen der WZB-Reihe Great Crisis of Capitalism - A Second Great Transformation?