Global-soziale Marktwirtschaft und die Flüchtlingskrise
In dem Vortrag werden die langfristig wirksamen Politik‐Schritte zur Aufrechterhaltung des weltwirtschaftlichen Gleichgewichts angesichts der gestiegenen Chancen und Zwänge zur internationalen Wanderung betrachtet. Der Druck auf immer mehr Gleichheit (Tocqueville) erzwingt heute eine Globalisierung der Lebensbedingungen, wie sie in den reichen Ländern (dem „Norden“) vorgefunden werden. Ein Abflauen der Wanderungen aus dem „Süden“ (der Dritten Welt) in den „Norden“ kann nur erwartet werden, wenn der Süden wirtschaftlich merklich schneller wächst als bisher. Eine Wachstumsförderung des Nordens für den Süden besteht nicht so sehr in Entwicklungshilfe (die meist kontraproduktiv ist) als vielmehr in einer Förderung der Exporte aus dem Süden in den Norden. Die Arbeitsplatz‐Rückwirkungen auf den Norden können dadurch kompensiert werden, dass der Norden zusätzliche effektive Nachfrage (im Sinne von Keynes) schafft – sei es durch Zinssenkungen, sei es durch eine expansivere Fiskalpolitik. Mittels einer solchen Strategie können Süden und Norden bessergestellt werden. Allerdings muss der Norden massive Strukturveränderungen in Kauf nehmen. Daher ist es mit der politischen Durchsetzbarkeit dieser „Pareto‐Verbesserung“ schlecht bestellt.
Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker ist seit 2004 Senior Research Fellow am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn. Bis zu seiner Emeritierung 2003 war er Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität zu Köln, wo er auch das Energiewirtschaftliche Institut leitete.
Seine Forschungsinteressen umfassen makro- wie mikroökonomische sowie sozialphilosophische Fragen.
Kommentator: Prof. Dr. Eckhard Hein, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Vortrag im Rahmen der WZB-Reihe Great Crisis of Capitalism - A Second Great Transformation?