Ehrenamt als Statussymbol – Zur elitären Struktur von Stiftungsorganen
Die typische Führungskraft einer Stiftung ist ein gebildeter, gut situierter Mann um die 50. Was bedeutet das für die Entscheidungsstrukturen? Wie elitär sind Stiftungsgremien? Berit Sandberg zeigt, welche gesellschaftlichen Kreise die meist ehrenamtliche Stiftungsarbeit prägen.
Stiftungen repräsentieren weder die Interessen von Eigentümern oder Mitgliedern, sondern sie sind dem gemeinwohlorientierten Stifterwillen verpflichtet. Dies gilt nicht nur für ihre Zwecke, sondern auch für ihre Organstruktur. Die These, Stiftungen seien „undemokratische, quasiaristokratische Bollwerke in einer modernen, formal egalitären Gesellschaft“, lässt sich zum einen in Bezug auf ihre gesellschaftlichen Funktionen diskutieren. Zum anderen führt sie zu der Frage, welche Gesellschaftsschichten und Milieus in den überwiegend ehrenamtlich besetzten Stiftungsorganen vertreten sind.
Anders als für Vereine sind die empirischen Befunde für Stiftungen rudimentär. Sie skizzieren jedoch das Bild des meist männlichen, überdurchschnittlich gebildeten Stiftungsmanagers im späteren Lebensalter, dessen Engagementmotive weniger von Altruismus als von einem Streben nach Selbstverwirklichung und sozialer Anerkennung geprägt sind. Besetzungsmodalitäten und Mechanismen der Rekrutierung führen dazu, dass sich strukturell homogene Stiftungsgremien selbst reproduzieren.
Berit Sandberg ist seit 2003 Professorin für Public- und Non-Profit-Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.
Dieser Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe Zivilengagement - Theorie, Geschichte und Perspektiven der Forschung.