Postbinäres Festifuneral: Teil 1 mit Darío Sztajnszrajber
Unser logisches Denken und das, was wir unter dem „gesunden Menschenverstand“ verstehen, sind stark durch binäre Denkmuster geprägt. Klassische Beispiele sind Konstruktionen von Geschlecht oder politischen Lagern (links versus rechts).
Nach einer Einführung in das Konzept und die Praxis der Dekonstruktion verdeutlicht der argentinische Philosoph Darío Sztajnszrajber anhand eines biblischen Mythos konkrete Beispiele der Dekonstruktion in alltäglichen Situationen – von der Politik bis hin zur Liebe. Darauf aufbauend unterstreicht sein Vortrag, dass sich binäre Denkmuster durch eine hierarchische Ordnung oder Wertung auszeichnen, die den jeweiligen Gegenpol annulliert – sie werden gerechtfertigt, indem sie als notwendig dargestellt werden.
Im Anschluss blickt Darío Sztajnszrajber auf die Geschichte der Etablierung binärer Denkmuster und Sozialordnungen in westlichen Gesellschaften und wie diese dekonstruiert und anders gedacht werden können. Solche Versuche, binäre Denkmuster zu überwinden, werden durch den Umstand erschwert, dass auch das Denken über binäre Denkstrukturen binär geprägt ist.
Der Vortrag bildet den Auftakt des Festifunerals, das an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden zur Reflexion, Praxis und Überwindung von Binaritäten einlädt. Der Titel „Festifuneral“ bezeichnet die Feier zum Begräbnis tradierter binärer Ordnungskategorien. Das Projekt ist eine gemeinschaftliche Initiative und wird von den Freunden des WZB sowie verschiedenen künstlerischen und politischen Kollektiven in Berlin unterstützt.
Darío Sztajnszrajber
hat einen Abschluss in Philosophie von der Universidad de Buenos Aires und ist Experte in der Verbreitung philosophischen Denkens in den Massenmedien. Er moderiert die Fernsehsendung Mentira la verdad (Argentinien und Lateinamerika) und die Radiosendung Demasiado Humano auf FM Futurock. Darío Sztajnszrajber hat Bücher wie Filosofía a martillazos, Band 1 und 2 (2019 und 2020), Filosofía en 11 frases (2018) und ¿Para qué sirve la filosofía? (2013) veröffentlicht. 2017 wurde er mit dem Konex-Preis für Wissenstransfer geehrt. Derzeit unterrichtet er an der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales und an der Universidad Nacional de Hurlingham.
Twitter: @sztajnszrajber; Instagram: @dsztajnszrajber
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