Politischer Protest und Radikalisierung (ProtestMonitoring)

Abstract

Seit den 1990er Jahre prägen Themen wie Migration, Umwelt und Wohlfahrt das Protestgeschehen in Deutschland. Damit verbunden findet eine – oft gewalttätige – Mobilisierung und Gegenmobilisierung in der Protestarena statt. Ziel des WZB ProtestMonitorings ist das systematische Monitoring der
deutschen Protestlandschaft.
Im Rahmen einer kontinuierlichen Datenerhebung erforschen wir die zeitlichen und räumlichen Zusammenhänge des Protestgeschehens, die diskursive Gelegenheitsstrukturen von Protest und Radikalisierung sowie die Radikalisierungsverläufe von individuellen Protestakteur:innen.

Methodisch stützt sich unser Projekt auf eine umfangreiche Datenerhebung, die drei eng aufeinander bezogene Erhebungsinstrumente beinhaltet:
Erstens eine systematische Gesamterhebung von
Protestereignissen seit den 1950er Jahren (inklusive Protestform, Ort, Zeitpunkt, Teilnehmeranzahl, thematische Ausrichtung usw.), die rückwirkend an den Prodat-Datensatz anschließt. Zweitens untersuchen wir öffentliche Debatten im Kontext von Protestereignissen und politischer Gewalt und langfristige Radikalisierungsdynamiken in der Öffentlichkeit. Drittens analysieren wir die Profile radikalisierter Protestakteur*innen und ihre sozialstrukturellen Merkmale. Empirisch basiert das ProtestMonitoring des WZBs unter anderem auf Medienberichterstattung in überregionalen und regionalen Tageszeitungen und kombiniert automatisierte und manuelle Verfahren der quantitativen Inhaltsanalyse.

Das WZB ProtestMonitoring ist Teil des Spitzenforschungsclusters „Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung“ (MOTRA), einem über das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium des Inneren geförderten Projekt im Kontext der zivilen Sicherheitsforschung. Am WZB sind das Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung und die Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung (MIT) beteiligt.